Akkreditierung - IAF, ILAC und DAKkS
Albert Barillé würde nun möglicherweise folgenden Einstieg wählen: „Es war einmal …" In diesem Beitrag beleuchten wir die Hintergründe zur Akkreditierung, den rechtlichen Rahmen in Europa und die bedeutenden internationalen Akkreditierungsorganisationen IAF und ILAC. Was macht eine Akkreditierungsstelle unabhängig und unparteiisch? Warum gibt es keinen Wettbewerb zwischen den nationalen Stellen? Wir erklären die Anforderungen und geben Ihnen einen Überblick über die wichtigsten IAF-Dokumente, die direkten Einfluss auf Audits und Zertifizierungen haben. Tauchen Sie ein in die Welt der Akkreditierung und erfahren Sie, wie internationale Standards die Qualitätssicherung stärken!
Hintergrund Akkreditierung
Auf dem Gebiet der Akkreditierung wurde in Europa im Jahr 2010 ein einheitliches europäisches Rechtssystem geschaffen. Zu verweisen ist insbesondere auf die Verordnung (EG) Nr. 765/2008 über die „Vorschriften für die Akkreditierung und Marktüberwachung im Zusammenhang mit der Vermarktung von Produkten“. Gemäß dieser Verordnung sind insbesondere die folgenden Aspekte herauszustellen:
- Die EU-Mitgliedstaaten mussten seit dem 01.01.2010 eine einzige nationale Akkreditierungsstelle eingerichtet haben, welche aufgrund der Tätigkeit im öffentlichen Interesse hoheitlich wahrgenommen werden muss.
- Die Verantwortlichkeiten und Aufgaben der jeweiligen Akkreditierungsstelle sind von denen anderer nationaler Behörden eindeutig abzugrenzen.
- Die Akkreditierungsstelle erfüllt die vorgegeben Anforderungen hinsichtlich ihrer Organisation, Arbeitsweise sowie Kompetenz und stellt sicher, dass Objektivität, Unparteilichkeit und Vertraulichkeit gewährleistet sind.
- Die Akkreditierungsstelle darf nicht gewinnorientiert arbeiten und muss unabhängig von den zu begutachtenden Konformitätsbewertungsstellen und frei von kommerziellen Einflüssen sein.
- Ein Wettbewerb der Akkreditierungsstellen ist untersagt.
- Die Akkreditierungsstellen unterziehen sich regelmäßig einer Beurteilung durch eine jeweils andere nationale Akkreditierungsstelle.
Auf dieser Grundlage wurde zum 01.01.2010 die Deutschen Akkreditierungsstelle GmbH (DAkkS) gegründet, welche für die Bundesrepublik Deutschland diese hoheitlichen Aufgaben wahrnimmt.
Die Organisation der jeweils nationalen, europäischen Akkreditierungsstelle erfolgt über die European co-operation for Accreditation (EA). Dies ist die Dachorganisation aller Akkreditierungsstellen. Die EA ist insbesondere für die Harmonisierung und Weiterentwicklung des Akkreditierungssystems in Europa sowie die Überwachung und Bewertung der nationalen Akkreditierungsstellen zur Sicherstellung der Qualität, Transparenz und Unabhängigkeit zuständig.
Weitere Akkreditierungsstellen in Europa sind bspw.:
- Comité français d'accréditation (COFRAC) - Frankreich
- The United Kingdom Accreditation Service (UKAS) - United Kingdom
- L’Ente Italiano di Accreditamento (ACCREDIA) - Italien
- Raad voor Accreditatie (RvA) - Niederlande
Eine vollständige Übersicht ist der Seite der EA zu entnehmen.
https://european-accreditation.org/ea-members/directory-of-ea-members-and-mla-signatories/
IAF und ILAC
International stellen das International Accreditation Forum, Inc. (IAF) und International Laboratory Accreditation Cooperation (ILAC) die beiden wichtigsten Akkreditierungsorganisationen dar. Das IAF ist das globale Netzwerk von Akkreditierungsstellen, die Zertifizierungsstellen für Produkte (ISO/IEC 17065), Managementsysteme (ISO/IEC 17021) und Personen (ISO/ IEC 17024) akkreditieren. Beim ILAC liegt der Fokus auf Bewertungstätigkeiten von Laboratorien in den Bereichen Kalibrierung und Prüfung (ISO/IEC 17025), Medizin (ISO 15189), Inspektionsstellen (ISO/IEC 17020) sowie Anbietern von Eignungsprüfungen (ISO/IEC 17043).
Das Anliegen von IAF und ILAC entspricht weitgehend den Zielen, welche die EA auf europäischer Ebene verfolgt. Die DAkkS ist Vollmitglied von IAF und ILAC.
Akkreditierung – ein kooperativer und kontinuierlicher Verbesserungsprozess
Vor dem Hintergrund eines einheitlichen weltweiten Vorgehens, stellt die Erarbeitung und Weiterentwicklung der bestehenden Regelwerke durch die Mitglieder in den Gremien (IAF und ILAC) einen wesentlichen Bestandteil der Tätigkeit und Zusammenarbeit dar. Diese durch alle Mitglieder abgestimmten Dokumente und Vorgaben ergänzen die Grundsätze und Leitlinien zur Akkreditierung gemäß der ISO/IEC 17011 (Anforderungen an Akkreditierungsstellen, die Konformitätsbewertungsstellen akkreditieren) um entsprechende Spezifika.
Solche Spezifika stellen beispielsweise die sog. IAF Mandatory Documents (IAF MD) dar, welche eine direkte Auswirkung auf das Auditgeschäft haben. Es handelt sich um verbindliche Dokumente, die von Akkreditierungsstellen verwendet werden müssen. Dazu gehören beispielsweise:
- IAF MD 1: Vorgaben zur Auditierung von Multi-Site / Matrixorganisationen
- IAF MD 2: Definition des Vorgehens bei Zertifikatsübernahmen
- IAF MD 4: Vorgaben zur Durchführung von Remote-Audits
- IAF MD 11: Verpflichtendes Dokument zur Anwendung der ISO/IEC 17021-1 für Audits integrierter Managementsysteme
- IAF MD 26: Anforderungen für die Umstellung auf ISO/IEC 27001:2022
- IAF MD 29: Anforderungen für die Umstellung auf ISO/IEC 27006:2024
In unserer Blogreihe finden Sie eine kurze Zusammenfassung der Inhalte dieser IAF-Dokumente.